Rettet den Bahnhofswald
mit einer Spende zur Finanzierung der Klage des BUND.

 

Der Flensburger Bahnhofswald

Ein kleiner Wald, angelegt vor mehr als 140 Jahren, mitten in der Stadt. Eines der wenigen Hangbiotope mit einer Wasserquelle, Fledermäusen, Waldboden und Totholz. Und genau dieser soll wegen eines Intercity-Hotels mit Parkhaus weichen?

Wir meinen nein! Aus vielen Gründen. Einige Der Hintergründe beleuchten wir in diesem Artikel.

Artenschutz

Da ist zum Einen der Artenschutz. Dieser Wald ist Lebensraum für streng geschützte Tierarten, die teilweise auf der Roten Liste der bedrohten Arten in Schleswig-Holstein stehen. Mindestens 5 Fledermausarten wurden hier nachgewiesen. Es ist verboten (§ 44 BNatSchG Abs. 1 Satz 2)
„Wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert“.

Foto: Braunes Langohr

Wenn wie geschehen der eine Teil des Waldes abgeholzt und der andere seines gesamten Unterholzes beraubt wird, ist der Lebensraum zerstört. Da gibt es keine Nahrungsgrundlage mehr, die in Städten äußerst seltene Qualität der Dunkelheit (wichtige Voraussetzung für die Fledermäuse!) ist vorbei. Da helfen dann auch keine Fledermauskästen, die gar nicht von allen Arten angenommen werden. Auch die vielen anderen Tiere dieses Waldes (viele Vögel, u. a. ein Waldkauz, Wiesel, Insekten, Bodenbewohner) hätten keine Verstecke und kaum noch Lebenschancen.

Klimaschutz

Ein kleiner innerstädtischer Wald hat unschätzbaren Wert für die Stadtbewohner:innen, und das insbesondere in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Nichts kann die Luft an heißen Tagen so gut kühlen wie ein Wald! Darin kann die Luft 10 °C kühler sein, sie verbreitet sich in die Umgebung und kann für einen größeren Umkreis die Hitze um 2 °C erträglicher machen. Andere Städte (z. B. Bochum, Paris, Amsterdam, Brüssel…) pflanzen deshalb solche kleinen innerstädtischen Wälder, sogenannte „Tiny Forests“, als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel. Hier haben wir so ein Kleinod; es wäre anachronistisch, es zu zerstören! Wir meinen, der schon zerstörte Teil muss wieder aufgeforstet werden.

Wälder sind unschlagbare Helfer gegen die Feinstaubbelastung: sie filtern die stark gesundheitsschädlichen Partikel aus der Luft und binden sie im Boden. In Deutschland sterben rund 43.000 Menschen pro Jahr vorzeitig an den Folgen von Feinstaub und Ozon – Diese Sterberate liegt dreimal so hoch wie im globalen Durchschnitt und knapp 50 Prozent über dem Durchschnitt aller EU-Länder. Auch die Sterblichkeit an Corona steigt in Abhängigkeit von der Feinstaubbelastung. Wollen wir wirklich mehr davon?

Der Wald hält eine Frischluftschneise frei. Wenn die 7-stöckigen geplanten Gebäude errichtet würden, würden sie eine Barriere gegen die kühlende Frischluft bilden, die nachts im Bahnhofstal in die Innenstadt strömt.

Auch auf die Psychische Gesundheit hat so ein Wäldchen günstige Auswirkungen. Wir kennen das alle: Straßenschluchten ohne Grün erzeugen Stress, während wir alle aufatmen und uns entspannen, sobald wir einen Wald betreten. Das ist auch wissenschaftlich nachweisbar. „Waldbaden“ ist eine Behandlungsmethode für manche psychischen Erkrankungen!

Geologie, Naturdenkmal

Für die Anwohner:innen erhöht der Wald die Lebensqualität und den Wert ihrer Häuser. Er sichert aber auch den Steilhang von der Schleswiger Straße hinab zur Bahnhofstraße vor dem Abrutschen. Die Flensburger Hänge bestehen aus eiszeitlichem Geschiebe: Sand und Steinen, die bei Starkregen instabil werden und abrutschen. Zahlreiche solche Erdrutsche hat es in den letzten Jahrzehnten gegeben. Eine intakte Walddecke kann den Hang sichern durch ihr Blätterdach, die Wurzelgeflechte und die regulierende Wirkung auf den Wassergehalt des Bodens. Holzt man den Wald ab, kann es leicht so gehen wie in Glücksburg, wo ein solcher Abhang abgerutscht ist, nachdem die Bäume darauf gefällt wurden. Da hatten die Gutachter keine Gefahr gesehen. Es wäre schlimm, wenn die Baumaßnahmen dazu führen würden, dass die denkmalgeschützten Villen darüber bei einem Erdrutsch mit ihren Bewohner:innen in die Tiefe gerissen würden! Und da kommt wieder die Klimakrise ins Spiel: die Häufigkeit, Stärke und Dauer von Extremwetterlagen wie Starkregen nimmt durch den Klimawandel zu, und damit die Erdrutschgefahr. Das ist noch in keinem Gesetz und in keinem Gutachten berücksichtigt worden, aber es ist real.

Ein globales Thema

Der Flensburger Bahnhofswald steht auch exemplarisch für ganz viele kleine Rest-Wälder, die in Schleswig-Holstein verschwinden, der Preesterholt in Angeln, Wälder in Kiel, Rendsburg, Neumünster und vielen anderen Orten. Überall wird damit argumentiert, dass es doch so kleine Wäldchen sind, die keine Bedeutung hätten – aber in der Summe haben sie das sehr wohl! Selbst der brasilianische Regenwald wird in kleinen Parzellen abgebrannt, die jede für sich verschmerzbar wären, aber in der Summe zerstören sie das Erdklima und die Artenvielfalt, von denen wir ja abhängig sind. Hier sind wir nur schon viel weiter fortgeschritten auf diesem unglückseligen Weg. Und überall muss der Wald weichen für „wirtschaftliche Entwicklung“ – es ist derselbe Prozess, der an jedem dieser Orte aufgehalten werden muss! Für den BUND ist dieser Aspekt so bedeutsam, dass er unserem kleinen Wald überregionale Bedeutung zumisst und sich exemplarisch für ihn einsetzt – bis hin zur Klage.