Naturschutz

Die Politik und Verwaltung in Flensburg hat derzeit die Vorstellung, dass Natur aus der Innenstadt verdrängt werden soll. Sogenannte Nachverdichtung und ein „urbanes Stadtbild“ mit Blockrandbebauung wird angestrebt. Die Natur wird an den Stadtrand gedrängt.

Das Ergebnis wird eine tote, heiße, kahle, lebensfeindliche Stadt sein. Mögen Menschen da überhaupt leben? Moderne Stadtentwicklung sieht anders aus. Städte wie Paris, Kopenhagen, Brüssel,  Bochum und viele andere haben längst erkannt, wie wichtig Natur in der Stadt ist – für die Lebensqualität, die Luftqualität, das Lebensgefühl, die psychische und körperliche Gesundheit.

Dem Anstieg der Temperatur und der Feinstaubbelastung in der Stadt muss dringend entgegen gewirkt werden. Und die Stadt muss ernsthafte Maßnahmen einleiten, die zur Erreichung der Klimaziele notwendig sind.

Denkt die Stadt an Naturschutz?

Welch geringen Stellenwert der Naturschutz im Bahnhofsumfeld hat zeigt sich an dem 92-seitigen Dokument „Flensburg – Südstadt Bahnhofsumfeld – Vorbereitende Untersuchungen nach § 141 BauGB“, welches die Stadt im Dezember 2012 veröffentlicht hat.

Da wurde alles beschrieben: Verkehrswege, Gebäude, Altlasten, vorhandene Institutionen und Firmen, zu beachtenden Vorschriften und zu erwartenden Kosten.

Nur über eines steht in dem ganzen 92-seitigen Dokument kein einziges Wort: Welche schützenswerte Natur vorhanden ist!

Im Bahnhofsviertel gibt es einige Gebiete, die bei entsprechender Berücksichtigung dazu beitragen können, dass unser Stadtklima erträglich bleibt und der Natur in Flensburg ein angemessener Raum vorbehalten bleibt.

Biotop, Wald, Quelle, Steilhang

In den Voruntersuchungen zum Bahnhofsumfeld wurde versäumt zu erwähnen, dass zwischen der Schleswiger Straße und der Bahnhofstraße ein Wald vorhanden ist. Dementsprechend wurde auch der Raum ohne Rücksicht auf den Wald verplant.

So konnte es zu einer Planung kommen, die ein mächtiges Hotel und ein Parkhauses an dieser Stelle vorsieht. Anwohner:innen konnten schließlich erreichten, dass der Wald 2017 von der Oberen Naturschutzbehörde (LLUR) als solcher anerkannt wurde. An den Planungen hat dies nichts geändert. Nun möchte man dem Wald seinen Waldstatus entziehen, damit das große Bauprojekt umgesetzt werden kann.

 Genauso wurde eine im Wald befindliche Quelle zuerst ignoriert, dann verleugnet. Letztlich musste die LLUR die Quelle als geschütztes Biotop anerkennen und kartieren.
Diese Quelle hat vermutlich einmal den Bach mit gespeist, in dem nach Aussagen vieler Zeitzeugen früher Kinder spielten und Frösche und Libellen beobachtet wurden. Immer noch nicht offiziell anerkannt ist, dass die Quelle neben dem Quelltopf auch aus einer flächigen Sickerquelle besteht, die ganzjährig fördert.

Der Bau eines Hotels wenige Meter von dem Quelltopf gräbt der Quelle das letzte Wasser ab und würde sie zerstören. Die Sickerquelle würde überbaut. Beides ist verboten.. Bereits zu Anfang der 1980er Jahre wurde die Quelle bei der Dränage für den Bau der Hauptpost nicht berücksichtigt.

 

Auch der artenreiche Steilhang, ein weiteres geschütztes Biotop in diesem Bereich, ist gefährdet. Er wird zwar in der Planung anerkannt, sein Bewuchs soll aber in Teilen dramatisch verändert werden. In einem Abstand von 30 m von dem geplanten Parkhaus soll der Wald sein gesamtes Unterholz dauerhaft verlieren. Nur einzelne große Solitärbäume sollen stehen bleiben. Das wird die Bedingungen für den Bodenbewuchs nachhaltig ändern. Es wird sehr viel mehr Licht geben, so dass schattenliebende Pflanzen verschwinden und ganz andere Pflanzen sich ausbreiten. Der Boden trocknet vermutlich aus, Insekten und alle Tiere, die Verstecke und Dunkelheit brauchen, werden verschwinden.

Wiesel, Waldkauz und mindestens sechs geschützte Fledermausarten sind gefährdet.

Breitflügelfledermaus, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus, Zwergfledermaus, Großer Abendsegler und Braunes Langohr. Einige davon stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.